Fab-Factory

Breakbeat-Garage, made in Berlin!

Das heutige 'Fabulous Factory'-Team entstammt mit Tricky D. und General Elektrik in der Mehrzahl einer waschechten Band; einer der Crew kann sogar eine klassische Klavierausbildung vorweisen, und aus dieser obskuren musikalischen Sozialisation sind dann Anfang der 90er Jahre die "Elektronauten" hervorgegangen - eine Berliner Live-Jungle-Combo, bei der teilweise bis zu 10 Leute gleichzeitig Fab Factory auf der Bühne jammten.
Trotz echtem Schlagzeug lag auch hier bereits der Schwerpunkt auf elektronischen Sounds, woraus letztendlich über 25 Elektronauten-Releases resultierten - darunter ein Elektronauten-Album und u.a. Remixe für 'Kitty yo!' und 'bpitch control'. Das letzte große Elektronauten-Release war im "Summer of love" 2000 ('wenn man aus Berlin kommt, klingt so etwas ja gleich doppelt daneben') die Tune "Bumper", die auf dem UK-Label Lacerba erschien, und es bis auf Platz 3 der britischen Dance-Charts schaffte.

Ausserdem rekrutiert sich die Fab Factory (in Person von Deckart) aus dem Dunstkreis der legendären "Steppaz Convention"-Parties in der bekannten Berliner Location 'Maria am Ostbahnhof '.

Auf 2Step-Garage wurden die Fab-Members gegen Ende '99 aufmerksam, als auf klassischen Garage- oder Speed-Garage-Scheiben immer öfter strange Mixe auftauchten, "mit Beats, die irgendwie nicht richtig nach vorne gingen, die aber doch gleichzeitig neu und interessant klangen". Mit den ersten Trick or Treat-Releases oder dem Steve Gurley-Remix von Basement Jaxx' "Red Alert" fiel dann endgültig der Penny...

Dabei hat das Fab Factory-Team dem Drum'n'Bass aber niemals vollständig den Rücken gekehrt: Tricky D. und Deckart legen durchaus auch heute noch DnB auf, wenn auch selten, und General Elektrik hat für das dieser Tage erscheinende Fab Factory-Album ursprünglich sogar einen fetten Track mit dem Amen-Break produziert. Auch dem Dub, HipHop, Elektronica und House gilt das Interesse der Jungs, wenn auch unter dem Namen Fab Factory natürlich das Hauptaugenmerk auf 2Step und Artverwandtem liegt. Man sieht den ganzen Style grundsätzlich als Fortentwicklung des sich dynamisch entwickelnden Drum'n'Bass-Gedankens auf 138 BpM.

Die erste 12" von Fab Factory (FF 01) auf dem eigenen Fab Factory-Label, die die Titel "Magica" auf der A- und "Everybody's DJ" auf der Flip-Side bot, und die hierzulande von NTT, im UK über Essential und Tidalwave vertrieben wurde,  brachte ihnen kontroverses Feedback ein und hat ganz klar polarisiert. Von Kritik an der Produktion bis zu fetten Props Fab Factory am Alexanderplatz von UK-Pirate-DJs war eigentlich alles vertreten, was die FF-Crew als gutes Zeichen wertet. Ihr zweites Release, der "Only for you"-Remix für Berry Black auf Sonntag-Music ist dann ziemlich eingeschlagen, und wird auch von Break-DJs rauf und runter gespielt. Als drittes Fab Factory-Release kommen Anfang Mai auf Pottheadz zwei ältere Tracks in die Regale, die erst jetzt richtig in die Zeit passen. Vor einem halben Jahr hätten sie noch einfach als zu abgefahren gegolten, obwohl sie prima auf dem Dancefloor funktionieren.
Das Fab Factory-Album auf Pottheadz (Release-Date: Ende Mai 2001) nimmt einen Tracktitel - "City Lights" - zum Anlass für einen Trip der Güteklasse "Berlin-Tokyo and back über Friedrichsfelde, Friedrichsfelde-Ost". Von dopen downtempo-Beats über angedubbte Wohlfühl-Popsongs und Esstäbchen-klackernden Drumroll-Frickeleien bis hin zum Oldskool-inspiriertem Big B-Line Track wird das Ganze formal durch eine Mischung aus DJ-Mix und Konzeptalbum zusammengehalten. Es ging der Crew dabei vor allem um eine gleichzeitig  nachvollziehbare, aber auch immer wieder überraschende Haken schlagende Dramaturgie, die ihre verschiedenen musikalischen Vorlieben so richtig zum Ausdruck bringt.

Die deutsche Garage-Szene läßt sich nach ihrer Ansicht bislang durch "viel Aktionismus, aber wenig Erfolg" charakterisieren - viele scheinen zu glauben, daß man jetzt an einem Wendepunkt angelangt ist, an dem sich zeigen muss, ob das Ganze den Weg des typischen UK-Hypes gehen wird, oder sich doch bleibend etabliert.

Viele Produktionen hierzulande orientieren sich zu stark an UK-Vorbildern, und klingen wie diese vor einem Jahr, während die Engländer mit ihren oftmals nur auf's schnelle Geld schielenden Produktionsweise quasi ihren eigenen Hype von rechts überholt haben.

Nach Erscheinen des Albums mit einem Vinyl dazu, hat die Fab Factory gleich für Juli noch einen sehr darken Remix von einem ihrer Album-Hits ("Keep The Sunshine") auf dem neuen 2Step-Label von Groove Attack auf der Rechnung stehen. Ausserdem gibt es eine Pottheadz-Tour mit ihnen, sowie Max Mars bis hinunter nach Zürich und Wien. Am 26.05. startet das Ganze in Essen mit einer Pottheadz-Label Night, danach ist chillen und grillen im Schrebergärtchen an der Spree angesagt, bei dem bekanntermaßen guten Berliner Sommerwetter (eher Hoffnung als Garantie!)...


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VIBE No. 3/Mai 2001

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