The Architechs

"Für mich ist Garage nicht weniger, als der moderne britische Soul."

"Irgendwann nach den Fabrikhallen-Raves der späten Achtziger und zwischen New Jack Swing, Hip Hop und dem souligen House der frühen Neunziger, schlug ich einen falschen Weg ein. Ich verpasste die ersten Jahre einer kreativen Szene, die sich geschickt die Tools von Ragga, R'n'B und Hip Hop zu Eigen machte, um daraus den urbanen Sound zu formen, den wir heute alle als Uk-Garage kennen. Für mich ist Garage nicht weniger als der moderne britische Soul."

Derjenige, der bedauernd über das Verpassen des Frühstadiums von Uk-Garage philosophiert, zeichnet sich für einen der größten Garage-Hits verantwortlich, die es bis heute gab. Beginnend als Underground-Ayia Napa-Sommer-Tune, erreichte "Body Groove" von den Architechs die Radio One A-Playlist und stieg auf Platz 3 in den Uk-Charts ein.

City und Tré Lowe gründeten die Gruppe vor 2 Jahren, ihr Garage-Outlet basierte auf solidem R'n'B, Hip Hop und Ragga-Grundlagen, und vor allem auf ihrer geteilten Liebe zur Produktion urbaner Underground-Dance-Music. Ihre Bootleg-Version von Brandy & Monicas Hit "The Boy is mine", schon im Original eine technisch wie musikalisch perfekte, geniale Rodney Jerkins-Produktion, verkaufte sich über zwanzigtausendmal und brachte der UK-Garage-Szene sogar in Amerika Aufmerksamkeit ein. Nachdem der Architech-Remix auf fast allen Sommer-Soundtracks von 1998 vertreten war und City und Tré darüber hinaus zahlreiche offizielle Remix-Aufträge angeboten bekamen, wurden sie schließlich vom renommierten Plattenlabel Go Beat gesigned. Dadurch verbat es sich fast von selbst, daß sie auch zukünftig gerippte RnB-Vocals in voller Länge über einen Garage-Beat legten, und man konzentrierte sich primär auf die Produktion eigenen Materials.

"Wenn Du versuchst, gleich in den Mainstream einzusteigen, bist Du geliefert - niemand gibt Dir Support!"

Entspannt, gut gelaunt und gut angezogen (de regeur im Garage-Biz), lehnen sich Tré und City nun zurück, und überlassen der Body Groove-Stimme Nana - nunmehr permanentes Group-Mitglied - das Rampenlicht.
Tré erklärt seine Ansicht, warum 08/15-Garage niemals funktionieren wird: "In der Garage-Szene dreht sich alles nur um dein Können und deine Credibility. Anders als im Pop-Markt, wo du die ganze Verpackung des Produkts mitbeachten mußt, die heutzutage fast wichtiger wie die Musik selbst ist, mußt du beim Garage zunächst immer einen Underground-Hit haben, der dann - eventuell - eben bis in den Mainstream durchsickert...
Leute, die sich für die Garage-Szene interessieren und deren Songs kaufen, sind das meisteingeweihte, kritischste und gespürvollste Publikum, das es gibt! Du kannst sie nicht verarschen und ihnen irgendein Major-Kunstprodukt verkaufen!" City bestätigt diese Meinung: "Wenn Du versuchst, gleich in den Mainstream einzusteigen, bist Du geliefert - niemand gibt Dir Support!"

"Die Garage-FanBase ist ein bunt gemischtes, ebenso schwarzes wie weißes, männliches wie weibliches Publikum, das voll und ganz in den Stuff involviert ist. Du kannst ihnen keinen Pop verkaufen, egal was Du tust - es läuft alles nur über Deine Credibility!" meldet sich Nana zu Wort. Selbst gekleidet in ein Second Hand-Top und abgeschnittene Jeans, wird sofort klar, warum sie zum Gesicht der Architechs wurde: Sie hat das Anlitz und die Ausstrahlung einer Diva, scheint geboren für den Starrummel, und bildet damit einen interessanten Kontrast zu den beiden 'Jungs von nebenan'. Nana, aus Ghana stammend, begann ihre Gesangskarriere in einer RnB-Gruppe, die zeitweilig von City produziert wurde. Als Tribut an ihr Talent, ließ dieser sie nach 'Body Groove' auch fast alle anderen Stücke auf dem kommenden Architechs-Album singen. "Drei Jahre lang versuchte ich vergeblich, als RnB-Sängerin irgendwelche Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen - dann ging ich ins Studio, sang ein paar Versuche über einen Garage-Track, und das Ding schlägt ein auf Nummer 3! Es mag arrogant klingen, aber ich wußte schon vorher, daß es ein Smash-Hit werden würde. Wäre es nur bis Platz 15 gestiegen, wäre ich ganz bestimmt verzweifelt."

Die Architechs wollen den in Großbritannien öfters geäußerten Vorwurf, UK-Garage sei der Nagel zum Sarg des UK-R'n'Bs, nicht gelten lassen: UK-Garage ist der beste Beweis, daß wir etwas kreieren können, das genauso populär wird, wie der britische R'n'B! Craig David ist ja auch kein R'n'B-Act, er kaum aus dem Rückhalt der Garage-Szene. Garage ist ein multikulturelles britisches Ding - etwas, auf das wir alle stolz sein sollten!"

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