DJ Ché

Der 26jährige DJ Ché aus Frankfurt gehört zu denjenigen, die maßgeblich mit dazu beigetragen haben, daß sich auch der zweitgrößte deutsche Ballungsraum, das Rhein-Main-Gebiet, nach und nach als 2Step-Hochburg etabliert.

Wie so viele andere heutige Garage-DJs begann er '94, in der ersten Glanzzeit von Jungle und Happy-Hardcore, mit dem Auflegen und kam dann ab 1998 etappenweise über BigBeat zu Speed-Garage und 2Step. Dabei blickt er aber noch heute mit etwas Wehmut auf den Jungle-Sound von 1994/95 zurück, denn die Energie, die damals durch die frischen, wirklich völlig neuartigen Underground-Tracks frei wurde, wird von UK-Garage - hauptsächlich mangels Tempo - seines Erachtens nicht erreicht. Demnach kommt natürlich bei jedem alten Jungle-Klassiker Freude auf, der heute, als 2Step-Remix, seinen 2. Frühling erlebt.

"Der Speed-Garage-Remix von "Mash'dem down" war '97 das erste, was ich in Richtung Garage wirklich bewußt wahrnahm, danach folgten natürlich Tracks wie "Sweet like chocolate", und schon war ich wieder laufend am Platten kaufen..." erinnert er sich gerne zurück. 

Es überrascht, daß der Jungle-Fan, der auch im 2Step eher 'darke' Tunes bevorzugt, eine klassische musikalische Ausbildung genossen hat (15 Jahre Klavierunterricht). Leider sind seine pianistischen Fähigkeiten heute etwas eingerostet, aber der Vorsatz, sie wieder aufzufrischen, ist bereits gefasst. SeineDJ Ché bislang bemerkenswerteste Eigenproduktion in Sachen 2Step war ein sehr gelungener "Türlich, Türlich"-Remix von das Bo. Leider gab es dazu fast zeitgleich auch eine konkurrierende Gush Collective-Version, und da auch diese unter den strengen Vorlagen des Hamburger Original-Urhebers zu leiden hatte (hinsichtlich Limitierung der Stückzahl etc.), blieb der ganzen Sache die Aufmerksamkeit verwehrt, die sie eigentlich von der Qualität her verdient gehabt hätte.

Sein DJ-tag "Ché" basiert auf seinem althergebrachten Namen als Grafitti-Künstler. Obwohl er natürlich im weitesten Sinne schon mit dem Ché (Guevara) zu tun hat, hüllt er sich über die weitere Vergangenheit des Namens (und warum er diesen verpasst bekam) lieber in Schweigen ...

Wenngleich er in Frankfurter Szeneläden wie dem 'Monza' oder dem 'O25' neben UK-Garage-Stars wie Andy Lewis, Carl "Tuff Enuff" Brown oder Zed-Bias auflegte, sieht er keinen Grund, im Angesicht großer Namen in Verzückung auszubrechen.  "Was hätte ich davon? Die Jungs legen definitiv auch nicht besser auf, und viele von denen tragen die Nase so hoch, daß man die Koks-Reste schon von weitem sehen kann! Das habe ich früher beim Drum'n'Bass lange und oft genug erlebt. Wenn ich jemanden treffe, und er ist nett, dann mag ich ihn - aber bestimmt nicht, weil er ein toller DJ und Möchtegern-Star ist, denn letzten Endes kochen wir alle nur mit Wasser."

DJ Ché ist Samstags regelmäßig bei den "Sticky"-Clubnights im Frankfurter Monza, und Sonntags bei "Rick's Sunday Something" in Mannheim zu hören.


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Vibe #2/Januar 2001

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