Production


Anm.: Der ursprüngliche Content dieser Rubrik bezog sich auf den technischen Stand im Aug./Sep. 2000. Einzelne Ergänzungen/Aktualisierungen wurden im März 2001 hinzugefügt.

Das wohl wichtigste Tool zum Erzeugen von Garage-Tunes (wie auch jeder anderen Dancefloor-Musik) ist ein vernünftiges Sequenzer-Programm, wobei die "Glaubensfrage", welcher der beiden Marktführer CUBASE VST(von Steinberg) oder LOGIC (von Emagic) der bessere ist, in Wirklichkeit eher sekundär ist - beide Programme sind absolut empfehlenswert !!! Für den Einstieg reichen auch schon preiswertere Beginner-Versionen wie "Cubasis VST" oder "Micrologic AV", die auch schon fast alle benötigten Funktionen integriert haben, ohne den Einsteiger gleich mit ihrem gigantischen Fuktionsumfang zu erschlagen.
Im Sequenzer werden sowohl MIDI- wie auch AUDIO-Dateien anhand einer Zeitleiste arrangiert, die dem Rechner oder - im Falle von Midi! - den angeschlossenen Instrumenten mitteilen, wann zu einem bestimmten Zeitpunkt des Songs welcher Ton zu spielen ist. Aktuelle Sequenzer haben darüber hinaus eine ganze Reihe hochwertiger Effekte, virtuelle Instrumente und Tools z.B. zum Bearbeiten von WAV/AIFF-Dateien oder zum Brennen einer CD integriert, so daß man im Prinzip von der ersten Idee bis zur fertigen Master-CD alle anfallenden Aufgaben innerhalb eines einzigen Host-Programmes erledigen kann.

Für den Aufbau typischer 2Step und UK-Garage-Drumpatterns, folgen nun ein paar Beispiel-MIDI-Files, die Ihr in einem Sequenzer unter die Lupe nehmen, umarrangieren und in eigene Songs einbauen könnt. 

MIDI: Fire walk with me

MIDI: Still buzzin'

MIDI: Hydepark

MIDI: Disconnected  

MIDI: Tuff Beat  

Komplette Garage-Tracks im General Midi-Format zum Download!

Genius Cru - Boom Selection (Coming soon!)

The Architechs feat. Nana - Bodygroove (Coming soon!)

Mis-Teeq - Why?/Jam Lamont Rmx (Download)

Blackout - Mr. DJ (Download)

Nelifer - 100% (Download)

Es gibt auch ganze Disketten mit hochwertigen Midifiles; von Interesse dürfte hierbei besonders die Disk "Speed-Garage" der Londoner Sound-Tüftler von Newtronic sein.
Zwar sind die darauf enthalten Drumpatterns größtenteils im geradlinigen 4-on-the-floor-Stil gehalten, wie er 1997 bei Entstehen der Disk eben gerade schwer angesagt war - aber mit geringfügigen Änderungen an der Bassdrum-Spur erhält man sehr schöne und trickreich programmierte Patterns, die auch heutigen Ansprüchen gerecht werden.

Mindestens ebenso wichtig sind die verwendeten Sounds, zumeist von einem Sampler abgefeuert, wobei die Anschaffung desselben oftmals das größte Loch ins Budget reißt. Studio-Standard sind hier die Modelle von Akai, aber auch die neuen E-Mu oder Yamaha-Sampler sind durchaus einen Blick wert.
Wem die Anschaffung eines Steinbergs HALion, VST-Sampler "richtigen" Hardware-Samplers selbst auf dem Gebrauchtmarkt noch zu teuer ist, für den ist bei der Leistungsfähigkeit heutiger Rechner und Soundkarten evtl. ein Software-Sampler wie z.B. der HALion (von Steinberg) oder der EXS 24 Emagics EXS24, Software-Sampler f. Logic (für Logic) das Richtige. Sie lassen sich als VST- bzw. Logic-Instrumente in den Sequenzer einklinken, und können dann über die Kanalzüge des virtuellen Mischpultes auf demselben Rechner auf komplett digitaler Ebene ohne Klangverlust aufgenommen werden. Eventuelle Midi-Timing-Probleme, wie sie bei externen Samplern bei hoher Stimmenauslastung nicht selten auftreten, und die gerade bei einem Dancefloor-Genre wie Garage höchst ärgerlich sind, wo alles möglichst "tighter als tight" kommen muß, bleiben bei ihrer Verwendung ein unbekanntes Übel, da alle Sounds samplegenau (d.h. auf die tausendstel Sekunde korrekt) getriggert werden können! 

Shuffle-Grooves

Sagte ich eben, daß beim Garage alles schön "tight" kommen muß, so stimmt das natürlich nur bedingt, denn eine gleichmäßige, rhythmische Verzögerung - genauer gesagt ein durch Quantisierung in jeden Song-Bestandteil eingerechnetes Shuffle-Muster - stellt eines der markanten Hauptmerkmale dieses Musikstiles dar (neben dem häufigen Auftreten von Synkopen, etwa zwischen Drums und B-Line, Vocals und Orgel-Line etc.). Natürlich gibt es kein Patentrezept für den richtigen Shuffle-Vibe, der den Song erst zum "atmen" bringt, da dabei wahrscheinlich jeder Producer seine eigene Methode hat. Ich persönlich kann allen Cubase 5 -Benutzern den "16th Shuffle + 16" empfehlen (s. Abb.)! Aber das ist, wie gesagt, sicher Geschmackssache.

Der verwendte Shuffle sollte dabei keineswegs allein auf die Drum-Spur beschränkt bleiben. Selbst wenn man einen Loop für die B-Line, die Orgel o.ä. verwendet, kann dieser in "Recycle" o.ä. in 'Slices' zerschnitten und als tempounabhängiges REX-File gespeichert werden, auf welches dann ebenfalls dieselbe Quantisierung angewendet werden kann.
Vocals lassen sich erfahrungsgemäß komfortabler in einem guten Audio-Arranger wie z.B. Sonic Foundrys "ACID" hin- und her verschieben und passend zum Backing rhythmisch plazieren.

Sample-CDs

Passende Sounds für 2Step/Garage-Produktionen gibt es inzwischen auch auf spezialisierten Sample-CDs, die zahlreiche Drumloops, Instrumentensamples oder mitunter gar komplette Arrangements enthalten:

UK-Garage

Die erste Produktion in dieser Richtung war "UK Garage" von Beatnik. Leider handelt es sich beim Audiomaterial dieser ansonsten sehr gut aufgemachten und dokumentierten Sampling-CD nur bei einigen Kits tatsächlich um UK-Garage - der Rest dagegen ist eher billig produziertes Progressive-House. Deshalb: Vor dem Kauf lieber mal beim Händler probehören. Erfreulich für den Computermusiker ist vor allem, dass die Samples allesamt auch nochmal als WAV-File im ROM-Teil der CD vorliegen.

 

Millennium Garage

Der nächste Kandidat ist "Millennium Garage" vom japanischen (!) Hersteller Crypton. Die CD ist allerdings in London produziert, und an der Qualität der enthaltenen Loops gibt es nichts zu bemängeln. Zwar überwiegen auch hier leider die Construction-Kits mit "4-on-the-floor"-Garage nach US-amrikanischer Prägung, aber auch diese enthalten nette Sounds, die man schnell in eigene Produktionen einbauen kann. Auch hier liegt eine zweite CD-ROM mit allen Samples im WAV & AIFF-Format bei; vor allem die riesige Auswahl an geschmackvoll ausgewählten Kickdrums, Snares und Orgel-Sounds, machen 'Millennium Garage' zu einer alles in allem sehr empfehlenswerten Kollektion!

UK Garidge & 2-Step Grooves

Diese neue CD-ROM aus England ist von Leuten wie Neil Pollard (aka Dubphonic) und Shane Meehan (Norman Cook) produziert und überzeugt durch gut einsetzbare Sounds. Erfreulich ist vor allem, daß zu allen 220 Audio-Loops jeweils auch die dazugehörige Midi-Datei geboten wird, so daß man alles spielend leicht mit anderen Samples umarrangieren kann. Auch die enthaltenen 10 SF-Kits mit typischen Garage-Sounds sind für die Besitzer von Soundblaster-Karten, dem Creamware Powersampler oder kompatiblen Hardware-Samplern sehr gut einsetzbar. Hatte diese sehr gute CD bis vor kurzem nur das Manko, daß sie hierzulande nur sehr schwer (via telefonischer Bestellung im UK und Auslands-Überweisung) zu beschaffen war, so wird sie inzwischen erfreulicherweise auch vom Berliner Distributor M3C vertrieben!

2 Step Garage

Inzwischen ist auch die Doppel-CD "2Step Garage" aus der Hannoveraner Klangschmiede Überschall erschienen. Die stilsicher produzierte Sammlung enthält 30 gut strukturierte Construktion-Kits in den unterschiedlichsten 2Step-Stilen; von smoothen RnB-inspirierten Songs á la Craig David bis hin zu härteren, Zed Bias-ähnlichen Tracks ist alles vertreten, was gut klingt. Die Aufteilung der Sample-CD macht Sinn und sollte andere Hersteller zur Nachahmung anregen: Auf den kompletten Mix folgen solo die vieltaktiken Drumloops, danach nochmals das gesamte Backing ohne Drums, dann die angewandten Licks & Samples und abschließend nochmal die Single-Drumsounds. Wirklich gut, zumal fast alle Tracks im selben Tempo vorliegen, und dadurch beliebig untereinander moduliert werden können ...

Underground Garage

Der jüngste Sproß der 2-Step-Sampling CD-Riege ist "Underground Garage". Obwohl dahinter diesmal die neubegründete britische Klangschmiede Tekniks und nicht Crypton steckt, ist doch derselbe Producer, der schon die "Millenium Garage" erstellte, ein zweites Mal am Start. Diesmal jedoch gibt es keinen einzigen stampfenden 4x4 US-Garage-Track, auch keine Vocal-Schnipsel, sondern ausschließlich UK-Garage-Kits mit reinrassigen 2Step-Beats. Diese sind sehr abwechslungsreich, nicht vom Tempo her, sondern von den verwendeten Einzelsounds und reichen von smoothen Orgeltracks à la Artful D. über knallende Beats im Sunship-Style bis hin zu B-Line-Monstern der Nu Skool. Zwar können nicht alle Tracks 100%tig überzeugen, aber im Großen und Ganzen handelt es sich m.E. doch um die bislang authentischste UK-Garage-Sampling CD. Neben 30 Construction-Kits, die sich jeweils aus 4 Drumloop-Variationen (komplett/ nur BD & SD/ nur HH/nur BD & HH), den Key-, Organ- und Bassloops und den Drum-Einzelsamples zusammensetzen, findet man noch eine ganze Palette gut einsetzbarer Multi-Samples (Subbässe, Organs, Clavs, Rhodes, Guitars) sowie Bonus-Samples aus den Archiven von Ray Hurley und DJ Para. Alles in allem eine gelungene Zusammenstellung!

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